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Haben Sie schon einmal ein Musikstück ohne Pausen gehört? Undenkbar, oder?! Denn dann wäre das Ganze nur noch Lärm. Mozart sagte sogar, dass die eigentliche Musik nicht in den Noten, sondern in der Stille dazwischen liegt.

Bei der Arbeit versuchen wir aber genau das: Wenn zu viel zu tun ist, lassen wir die Pausen weg. Je krasser die Situation auf der Arbeit ist, desto weniger Pausen machen wir. Obwohl wir doch gerade dann die Pausen am Nötigsten haben.

Ich hatte gerade eine Pause, sogar ein paar Tage Urlaub. Gerade die kleinen, nicht geplanten Erlebnisse prägten sich mir tief ein: Ein Spiel im Orangengarten; ein Hip Hop Tanz Battle auf dem Platz; ein Spontanchor im Park; Glühwürmchen beim Sonnenuntergang auf dem Hügel...

Ich wünsche das jeder und jedem von uns: Lichtblicke, gerade wenn es dunkel wird. Diese kleinen, tiefen Erfahrungen, um Kraft zu schöpfen und Pause vom oft viel zu vollem Alltag zu bekommen.

Es gibt so viele Gründe, warum wir keine Pause machen. Wir haben in der Immanuel Albertinen Diakonie eine wert- und sinnvolle Arbeit, die in unserer Gesellschaft dringend gebraucht wird. Aber wir brauchen mehr Mitarbeitende, um die Arbeit gut zu schaffen. Hinzu kommen noch so viele Krisen, die die Situation weiter verschärfen. Bei allen Gründen aber, die gegen eine Pause sprechen: Wir vertrocknen, wenn wir keine Pausen haben.

Durst ist auch das Thema, dass  in meinem Kalender über dem Urlaubsmonat Juli steht. Es geht dabei um eine Liedzeile aus der Bibel. Der dritte Vers aus dem Psalm 42 handelt  vom Seelendurst. Dem Songwriter geht es gerade richtig dreckig und seine Seele ist vertrocknet. Er hat tierischen Durst. Ihn plagt ein geradezu zum Himmel schreiender Lebensdurst. Er schreit nach Gott, weil er nur da eine Möglichkeit sieht, dass sein Seelendurst gestillt werden kann.

Es gibt so viele Gründe, ausgebrannt und durstig zu sein: Nach langer durchgearbeiteter Zeit, nach der Mehrarbeit in Corona Zeiten, bei fehlendem Personal und beim Mitleiden mit schwer und lange  erkrankten Kolleginnen und Kollegen, bei dem Kriegsgeschrei in unserer Nähe, in der Klimakrise... und die Liste ließe sich noch viel zu lange fortsetzen.

Ich wünsche Ihnen zum Beginn der Ferien- und Urlaubszeit frisches Wasser, das den Seelendurst stillt;  Zeit für gute Begegnungen mit Ihnen selbst, mit der Familie, mit  Freunden und mit Gott; kraftgebende Erlebnisse; dass jeder seinen kleinen Orangengarten und das richtige Spiel findet; Zeit für die Seele; für die Fragen und Antworten, die auf der Seele liegen. Und vielleicht können Sie und ich danach wie der Lieddichter feststellen, dass die Seele nicht mehr so unruhig sein muss.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen gute Pausen und eine „nasse“ Urlaubszeit.

Matthias Heyde

Foto: © Fotolia, schulzie